Seit Mitte der 80er Jahre hat sich die Bewertung der Linkshändigkeit durch die Gesellschaft wesentlich verbessert. Dies liegt mit großer Sicherheit auch daran, dass man begann, die Folgeschäden einer Umschulung auf die rechte Hand genauer zu erforschen. Man sah immer häufiger Linkshänder mit links schreiben und mit ihrer linken Hand agieren. Mittlerweile werden linkshändige Kinder kaum mehr auf rechts umerzogen, wie in den 70er Jahren noch üblich. Im Gegenteil: Heute gibt es zahlreiche Werkzeuge, Sportgeräte und Instrumente, die speziell auf die Linkshänder ausgerichtet sind.
Eine Voreingenommenheit gegenüber der linken Hand, die lange Zeit bestand, ist zeitgeschichtlich sehr früh einzuordnen.
Bereits in der Antike kommt der Rechtshändigkeit eine dominierende Bedeutung zu, die sich allein schon aus der Bezeichnung für „Beidhändigkeit“ ergibt:
Im Altgriechischen „amphidexios“, im Lateinischen „ambidexter“. Hier soll zum Ausdruck gebracht werden, wie glücklich man doch sein kann, wenn man über „zwei rechte Hände“ verfügt. Demgegenüber steht die Redewendung „zwei linke Hände haben“ für Ungeschicklichkeit bzw. Unbeholfenheit.
Im alten Rom brachte man die linke, „schlechtere“ Hand mit verbrecherischen Taten in Zusammenhang und verwendete sie bei Diebstählen. Es gab Diener, die darauf achteten, dass das Haus des Herrn mit dem rechten und nicht mit dem Unglück bringenden linken Fuß zuerst betreten wurde.
Im Mittelalter wurden auf Bildern auf der linken Hälfte unehrenhafte und verwerfliche Verhaltensweisen dargestellt, während die rechte Seite den positiven Eigenschaften vorbehalten war.
Man kann davon ausgehen, dass nur in wenigen Kulturkreisen der linken Seite eine Präferenz erwiesen wird. So äußerte der chinesische Philosoph Laotse: „Ist der Weise daheim, dann schätzt er die Linke; braucht er die Waffen, dann schätzt er die Rechte. Waffen sind Unglückswerkzeuge, nicht des Weisen Werkzeuge … Erfreuliche Handlungen bevorzugen die Linke, schmerzliche Handlungen bevorzugen die Rechte“.
Selbst die Wissenschaft konnte sich diesen Vorurteilen nicht entziehen und trug lange Zeit wesentlich zur Verunsicherung bei, indem sie die Linkshändigkeit mit pathologischen Erscheinungen und kriminellen Veranlagungen in Verbindung brachte. So hat Blau (1946) unter der Legitimierung der Psychoanalyse argumentiert, „…daß die Linkshändigkeit ein Resultat der emotionalen Ablehnung ist und jeder biologischen Grundlage entbehrt“.