Zu Beginn der ersten Grundschulklasse wird das linkshändige Kind in den meisten Fällen mit den ersten komplizierten und anspruchsvollen Situationen konfrontiert. Hierbei stellt das Schreiben lernen als primäres Lernziel in der Schule zunächst das Hauptproblem dar. Auf den Pädagogen kommt nun eine große Betreuungsaufgabe in diesem Bereich zu. Um eine richtige psychologische und methodische Einführung zu gewährleisten, muss der Erzieher in jedem Fall über ein entsprechendes Basiswissen bzgl. des Phänomens der Linkshändigkeit verfügen. Eine Absprache mit den Eltern ist dabei unbedingt erforderlich, insbesondere um eine einheitliche methodische Vorgehensweise beim Schreibenlernen konsequent durchführen zu können und das Kind nicht unnötig in Verwirrung zu versetzen und Unsicherheit hervorzurufen.
Es gibt keinen sinnvollen Grund, das linkshändige Kind mit seiner ungeschickteren rechten Hand schreiben zu lassen. Nach Untersuchungen und aufgrund meiner eigenen Erfahrungen kann das Kind bei entsprechenden kleinen Hilfestellungen durch Lehrer und Eltern einen ebenso sauberen, flüssigen und leserlichen Schriftzug entwerfen wie seine rechtshändigen Mitschüler, auch ohne dass die Buchstaben verdeckt oder verschmiert werden. Eben davon müssen die Eltern in erster Linie überzeugt werden.
Man sollte jedoch – gerade als Lehrer – darauf achten, dass man dem linkshändigen Kind keine übertriebene Aufmerksamkeit und Betreuung zukommen lässt. Ansonsten kann sich bei ihm und bei seinen Mitschülern das Gefühl der Ausnahme herausbilden und die Meinung entstehen, dass es sich bei der Linkshändigkeit um etwas Besonderes handle, was schließlich nicht zutrifft.
Hier ein paar Tipps, auf die man von vornherein achten sollte:
Wahrnehmungsrichtung
Für des Einüben und Festigen der Wahrnehmungsrichtung kann man dem linkshändigen Kind in der ersten Grundschulklasse die Orientierung erleichtern, indem man einen großen, nach rechts gerichteten Pfeil an der oberen Heftseite anbringt und dadurch die Schriftrichtung verdeutlicht, oder aber den Anfangsbuchstaben des zu schreibenden Wortes an den Beginn der Zeile setzt.
Eine solche Richtungsvorstellung ist bereits im Grundschulalter notwendig, um Buchstaben und Zahlen voneinander unterscheiden zu können, um zum Beispiel „b“ und „d“ oder „p“ und „q“ nicht zu verwechseln und um Zahlen richtig zu lesen (beispielsweise 638 und nicht etwa 836). Die Festigung der Richtungswahrnehmung ist für die gesamte Orientierung des Kindes in unserer Umwelt ausgesprochen wichtig.
Der ideale Sitzplatz in der Schule
Das linkshändige Kind benötigt viel Bewegungsfreiheit für seinen linken Arm. Es sollte deshalb auf der linken Seite der Sitzreihe bzw. neben einem Linkshänder sitzen. Der Lichteinfall von rechts kommend ist am günstigsten, weil dadurch kein Schatten auf die Schrift fällt und sie gut lesbar bleibt. In den meisten Fällen fällt in den Klassenzimmern das Licht von der linken Seite ein und das linkshändige Kind sollte daher möglichst in der Nähe des Fensters sitzen.
Richtige Blattlage
Lehrer und Eltern sollten von Anfang an auf die richtige Blattlage achten. Das Heft wird etwa um 30 Grad nach rechts geneigt, wobei die linke obere Ecke nach oben gedreht wird. Dadurch wird eine stoßende Bewegung der Hand vermieden. Diese Lage des Blattes entspricht der entgegengesetzten eines Rechtshänders, der seine Schreibunterlage entsprechend nach links wendet. Das Heft soll nicht über die Körpermitte hinaus nach rechts verschoben werden, da diese Lage mit einer verkrampften Körperhaltung verbunden ist. Vorteilhaft ist es, wenn Eltern und Erzieherinnen das Kind bereits im Vorschulalter an diese Haltung gewöhnen.
Als kleine Hilfe kann man die Position des Heftes auf eine Unterlage aufzeichnen oder ein entsprechend mit einer Neigung von etwa 30 Grad versehenes Dreieck aus Pappkarton an der unteren Tischkante befestigen. Nach wenigen Wochen hat sich das Kind an die Heftlage gewöhnt.
Daneben gibt auch entsprechenden Unterlagen zu kaufen, auf denen eine Markierung für den Blattrand aufgezeichnet ist.
Richtige Handhaltung
Um körperlichen Folgeschäden durch das linkshändige Schreiben zu vermeiden, muss unbedingt auf die richtige Handhaltung geachtet werden.
Der Stift darf nicht verkrampft zum Körper hin gedreht werden, und die Armhaltung muss locker sein. Bei einer korrekten Haltung sitzt das Kind aufrecht und gerade, wobei das Ende des Stiftes zur linken Schulter zeigt und eventuell noch etwas weiter nach links außen geneigt ist. Der Handrücken wird dabei schräg auf die linke Seite gedreht, um den Stift locker und beweglich umfassen zu können. Als kleine Kontrolle kann man dem Kind den Stift in einem unbemerkten Augenblick aus der Hand ziehen. Gelingt es ohne Mühe, hält es den Stift so locker, wie es erwünscht ist.
Es wird von unten her geschrieben, um die Schrift nicht zu verwischen und den Zusammenhang des geschriebenen Textes nicht zu verlieren. Um die exakte Handhaltung gleich von Beginn an richtig einzuüben, sollte man ab und zu verwischbare Stifte verwenden. Es gibt außerdem spezielle Füller für das linkshändige Schreiben, deren Feder entsprechend abgeschrägt ist.