Das Wort „rechts“ weckt in uns andere Assoziationen als das Wort „links„.
„Rechts“ verbindet man mit „recht“, „richtig“, „gerecht“, und es bildet den Wortstamm vieler Begriffe, die etwas Positives ausdrücken, wie beispielsweise die „Gerechtigkeit“ oder die „Rechtschaffenheit“.
Das Wort „links“ dagegen steht in unserer Vorstellung in engem Zusammenhang mit „linkisch“, „unbeholfen“, „ungeschickt“, „unsicher“, „weiblich“ und sogar „falsch“. Es findet sich in Verbindung vieler Negativismen und wird zum Symbol des Bösen und Minderwertigen.
Neben der deutschen gibt es auch in vielen anderen Sprachen eine solche unterschiedliche Bewertung der Richtungen „rechts“ und „links“. Das lateinische Wort „dexter“ bedeutet nicht nur „rechts“, sondern auch „gewandt“, „geschickt“, „glückbringend“ und „günstig“. Demgegenüber kann „sinister“ sowohl mit „links“, als auch mit „linkisch“, „ungeschickt“, „ungünstig“, „unglücklich“, „unheilverkündend“ und „verkehrt“ übersetzt werden.
Ähnlich ist es bei der englischen und der französischen Sprache: „Right“ (englisch) steht im Sinne von „recht“, „richtig“, „gerade“, „gesund“, das französische Wort „droit“ meint damit „gerade“ und auch „aufrecht“, „ehrlich“ und „vernünftig“.
Auf der anderen Seite bedeutet „left“ im Englischen nicht nur „links“, sondern auch „unbeholfen“. In Zusammensetzungen ist die böse Nebenbedeutung ebenfalls vorhanden. „Lefthanded“ meint „linkshändig“, zudem „linkisch“ und „fragwürdig“. Ebenso wird unter dem Begriff „gauche“ im Französischen sowohl „links“, als auch „linkisch“ und „unbeholfen“ verstanden. Als Abwandlung aus dem Lateinischen drang das Wort „sinistre“, gleichbedeutend mit „unheilvoll“, „düster“, „schlimm“ und „schändlich“ in den französischen Wortschatz ein.
Ähnliche Bedeutungen jener Wörter und damit verbundener gegensätzlicher Wertvorstellungen findet man noch in vielen weiteren Sprachen.
Die Assoziationen, die wir – meistens unbewusst – mit dem Wort „links“ verbinden, führen gezwungenermaßen zu Vorurteilen gegenüber allem, das „links“ ist, und unterbewusst auch gegen Menschen, deren linke Seite dominiert, gegenüber den Linkshändern. Auch heute noch stehen einige Menschen der Linkshändigkeit skeptisch und ablehnend gegenüber. Alltäglich verwendete abwertende Wortwendungen wie „zwei linke Hände haben“, oder „eine linke Sache machen“, verstärken diese Abneigungen im Unterbewusstsein. Ein Kind wird stets dazu angehalten, das „schönere“, nämlich das rechte Händchen zu geben. Diese Voreingenommenheit und geringschätzigeren Bewertungen finden sich aber nicht nur im Sprachgebrauch wieder, sondern sind auch in Religion, Brauchtum, Aberglauben und anderen Bereichen verankert.