Die Wahrnehmungsrichtung spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen.
Für ein linksäugiges Kind können in der Schule größere Probleme entstehen. Schon beim Lesen treten sie in Erscheinung. Da die visuelle Wahrnehmung nämlich genau entgegen der Leserichtung erfolgt, werden sehr oft Buchstaben verschluckt oder falsch gelesen. Das geschieht vor allem bei Buchstaben, die zueinander spiegelbildlich sind, wie p und q oder d und b, und aus „Gelb“ entsteht „Geld“, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann.
Dasselbe passiert bei den Zahlen. Sie werden unbewusst verdreht, und statt der Zahl 68 wird die Zahl 86 gelesen, gedacht oder geschrieben. Die Folgen liegen auf der Hand. So ist es durchaus verständlich, dass es in Diktaten und Mathematikarbeiten nur so von den genannten „Leichtsinnsfehlern“ wimmelt, braucht doch der Linksäuger ein noch größeres Konzentrationsvermögen als seine rechtsäugigen Mitschüler!
Aber auch in anderen Bereichen kann die spiegelbildliche Wahrnehmung dem Linkshänder Schwierigkeiten bereiten. Nicht nur unsere Schrift ist rechtsläufig, auch Tabellen, Graphiken, Symbole, Noten und viele andere Zeichen werden grundsätzlich von links nach rechts interpretiert.
Letztendlich bedeutet das aber für einen Linksäuger:
Vieles erfolgt nicht intuituv, sondern muss gelernt werden!
So habe ich lange Zeit meine Haken spiegelverkehrt gezeichnet, bis mich jemand auf die seltsame Darstellung aufmerksam machte. Selbst nach vielen Jahren gelingt es mir noch nicht, den Haken intuitiv zu setzen, sondern ich musste vielmehr lernen, dass er spiegelverkehrt gezeichnet wird. Das setzt bei jedem Mal ein bewusstes Denken und Konzentrieren voraus.